MÄGDESPRUNG
DIE GESCHICHTE von MÄGDESPRUNG
Mägdesprung ist ein Ort, der auf besondere Weise Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbindet. 1645 als Eisenhütte gegründet entwickelte sich Mägdesprung zu einer berühmten Kunstgussschmiede. Nach der Wende 1989 erlebte Mägdesprung seinen Niedergang. Seit 2019 verwandelt sich Mägdesprung in ein „Kunstdorf“.
Der Sprung der Riesin von Mägdesprung
ENTSTEHUNG
Schon in grauer Vorzeit wurde der Harz besiedelt. Der Brocken, höchste Erhebung der Harzer Berge, ist einer der bekanntesten Ursprungsorte für Sagen, Mythen und Märchen in Europa. Unsere Vorfahren warfen im Harz das Orakel mit „Buchenstäbchen“ und lasen aus dem Zufall des Falls der Stäbchen die Zukunft. Riesen formten die Harzer Berge, zwei Riesen das Tal von Mägdesprung, so die Sage.
Bereits seit dem ersten Jahrtausend wurden im Harz Erze und Silber geschürft. Auch in Mägdesprung wurde schon früh Silber abgebaut. Mit dem Abbau von Eisenerz wurde Mitte des 17. Jahrhunderts, am Ende des Dreißigjährigen Krieges, begonnen. Die Stollen zum Abbau des Eisenerzes gruben sich tief in die Harzer Berge. In Mägdesprung wurde eine Eisenhütte errichtet. Sie wurde vor allem durch ihre Kunstgiesser in den deutschen Landen bekannt. Bedeutende Denkmäler wurden hier gegossen, wie das Kreuzbergdenkmal und die Kandelaber des Charlottenburger Schlosses im heutigen Berlin. Die Eisenhütte MÄGDESPRUNG selbst, wurde zu einem „Industriedenkmal von nationaler Bedeutung“ (Mägdesprunger Hefte, Wolfdieter Ludwig).
Skulptur von ……
„Das Eiserne Jahrhundert“
Im 18ten bis ins 19te Jahrhundert hinein, entwickelte sich MÄGDESPRUNG zu einen in Deutschland einzigartigen Gemeinwesen mit Schule, Kirche, Geschäften und Wohnungen für die Hüttenarbeiter, zeitweise mit einer eigenen sozialen Gesetzgebung. Mägdesprung wird zu einer der wichtigsten Adressen des Kunstgusses im Deutschen Reich.
Die Gründung des VDI (Verein deutscher Ingenieure) durch Mägdesprunger Ingenieure am 12. Mai 1856 im nahe gelegenen Alexisbad unterstreicht die Innovationskraft und Bedeutung des Harzes und insbesondere Mägdesprungs für die Industrialisierung in Deutschland. Über die Jahrhunderte wechselten mehrmals die Eigentümer.
Aquarellierte Umrissradierung, geradiert von Burckhardt, Ballenstedt, gestochen von Schmidt, Dresden, erschienen bei Donati, Magdeburg
Grußkarte aus Mägdesprung 1923
DDR 1945 – 1989
Zu DDR-Zeiten wurde die Eisenhütte in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelt und hatte zu Hochzeiten mehr als 1000 Mitarbeiter. Der Eisenguss wurde allerdings eingestellt und statt dessen wurden Gasöfen hergestellt. Nur privat gossen Mitarbeiter manchmal Objekte in den alten, beliebten Formen.
Luftbild Mägdesprung um 1940
Wende 1989/1990
Mit der Rückübertragung des Werksgeländes nach der Wende an die Alteigentümer begann eine Geschichte des Ausverkaufs aller Einrichtungen und Bauelemente von Wert in Mägdesprung. Diese einmalige, mit Harzer Schiefer erbaute frühindustrielle Siedlung, wurde dem Verfall preisgegeben und von seinen Einwohnern nach und nach verlassen. Studien, die MÄGDESPRUNG als einmaliges, unbedingt erhaltenswertes Baudenkmal beschrieben, wurden von der Politik ignoriert.
Die alte, neue Eigentümerfamilie musste, nach vergeblichen Versuchen den Betrieb aufrecht zu erhalten, Insolvenz anmelden. 2010 wurde die Fabrik versteigert. Zum Zuge kamen kriminelle Unternehmer, die Mägdesprung skrupellos ausplünderten. Erst machten sie alles Verwertbare zu Geld und dann nutzten sie das Gelände als Halde für die illegale Entsorgung von Industriemüll. Erst 2018 wurde dem Treiben durch die Polizei ein Ende gesetzt.
2022 Lagerplatz für getrennten Müll
Das Neue Mägdesprung
Im Mai 2019 kaufte die Firma ArteFakt Berlin, das ehemalige Hüttenwerk MÄGDESPRUNG und haucht seitdem dem fast verlassen Ort neues Leben ein.
Erneut ist ein einzigartiges Gemeinwesen im Werden, ein Ort der Künstler und Ideen, der Erholung und Inspiration, des Feierns und Arbeitens.
Luftbild zur Planung DAS ORAKEL VON MÄGDESPRUNG mit Zuwegen
Tradition und Geschichte MÄGDESPRUNGS sollen seine Zukunft definieren. Alle Gebäude werden nach historischen Vorgaben in Absprache mit dem Denkmalschutz saniert. Innovatives Recycling, verantwortungsvoller und nachhaltiger Umgang mit der Natur und mit Rohstoffen sind Kerninhalte des neuen Umgangs mit Mägdesprung. Alle Teile der Geschichte Mägdesprungs werden sichtbar gemacht und das neue, lebendige MÄGDESPRUNG formen.
Geplant sind: Ausstellungen, ein Museum zur Geschichte Mägdesprungs, Veranstaltungen wie: Opern, Konzerte, Hochzeiten, Workshops … Gebaut wird das „EDELRESTAURANT“, ein Biergarten, ein Jugendhotel, Ateliers, eine Bibliothek – in Zusammenarbeit mit dem Eisenhüttenverein Carl Bischoff e.V. -, Freilichtbühnen und DAS ORAKEL VON MÄGDESPRUNG.
Ein große Multifunktionshalle ist bereits fertig saniert. Das sogenannte Palais wird Ende 2025 fertiggestellt. 2023 haben bereits erste Veranstaltungen unter dem Titel MAGIC HARZ stattgefunden.
Gusseiserne Hirschgruppe vor dem ehemaligen Verwaltungsgebäude Mägdesprungs
KUNSTWELT KULTUREREIGNISSE e.V. unterstützt alle Maßnahmen zum Erhalt und zur Wiederbelebung dieses einzigartigen Baudenkmals.
DAS ORAKEL VON MÄGDESPRUNG wird zentraler Bestandteil des Kunstdorfes Mägdesprung.
Werktätige beim Formenguss vor den noch erhaltenen Kupolöfen Mägdesprungs. Kopie eines Ölgemäldes. Charlotte-Christin Gruber Januar 2022, 140x200cm. Original um 1940 Unbekannter Maler
Wir laden Sie herzlichst ein, die Vision für Mägdesprung zu unterstützen.
Fotos: Historische Postkarten (unbekannt), Karlo Walz, Bonger Voges